Vom Scribble zur Reinzeichnung

Vom Scribble zur Reinzeichnung – All-in-One (Originalbild-Reihenfolge + Text)

Vom Scribble zur Reinzeichnung – Kompaktkurs

Ein übertragbarer Zeichen-Workflow.

Umfang

5 Kapitel × je 3 Übungen (15–30 Min.)

Fokus

Ein klarer, übertragbarer Zeichen-Workflow von der ersten Idee bis zur Reinzeichnung.

Beispiel

In den Abbildungen nutze ich Godzilla als laufendes Beispiel, damit der Prozess anschaulich bleibt. Alle Übungen sind motiv-unabhängig – ihr könnt Figuren, Objekte, Icons oder Logos wählen.

Bildstil der Beispieltafeln

  • Medium: Bleistift (HB/2B) → Fineliner (0.3/0.5) → Graustufen/Marker.
  • Look: saubere A4-Blätter, neutrale Darstellung, keine Hände/Tische.
  • Strich: variierendes Liniengewicht, ruhige Schraffuren, klare Overlaps.

Buchstruktur (Überblick)

  • Scribbles – Ideenfindung & Silhouette
  • Konstruktionsskizze – Volumen & Proportion
  • Reinzeichnung – Linienführung & Klarheit
  • Licht & Tonwerte – Lesbarkeit in Graustufen
  • Texturen & Details – Material & Fokus

Kapitel 1 · SCRIBBLES – Ideenfindung & Silhouette

Warum Scribbles?

Scribbles erzeugen viele Varianten in kurzer Zeit. Sie prüfen Silhouette, Pose/Ansicht, Gewicht und Rhythmus – ohne Details. Ziel: Entscheiden, was funktioniert.

Prinzipien

  • Groß → klein: erst Gesamtform, dann Teilformen, schließlich Akzente.
  • Ein Werkzeug: dünner Bleistift/helles Grau; keine Tonwerte.
  • Time-Boxing: kurze Zeiträume erzwingen klare Prioritäten.

Häufige Fehler

  • Details vor Silhouette
  • kein Schwerpunkt

Material: A4 quer, HB, Timer.

Übungen

  • Blitz-Silhouetten (10×30 Sek.): Motiv egal – Figur, Objekt, Icon. 10 Felder, je 30 Sek. als gefüllte Silhouette/Umriss. Nach jeder Skizze ein Stichwort (z. B. „brüllt“, „schreitet“, „schwebt“, „liegt“). 2 Favoriten markieren + 1 Satz Begründung. Bewertung: Lesbarkeit auf 2 m, klare Negativformen, Balance.
  • Formfamilien (rund/eckig/gemischt): 3 Formsprachen festlegen; je Form 2 Scribbles (2 Min.); daneben eine Form-Legende (Kreise/Quadrate/Dreiecke). Bewertung: Konsistenz, Wiedererkennbarkeit, Zielgruppen-Passung. Beispiel (Godzilla): runde Volumen + kantige Rückenplatten = „freundlich-wuchtig“.
  • Pose-/Ansichts-Matrix (3×3): Spalten = Emotion/Funktion (neutral, einladend, bedrohlich); Zeilen = Ansicht (Frontal, 3/4, Frosch); 30–90 Sek. je Zelle, Silhouetten-Check. Bewertung: Variation, Hierarchie, plausible Perspektive. Transfer: 1 Variante für Kapitel 2 wählen.
Scribble-Variante 1: lockere, schwungvolle Linien
Scribble 1 – Linie der Aktion + Grobformen.
Scribble-Variante 2: alternative Pose
Scribble 2 – alternative Pose/Silhouette.

Kapitel 2 · KONSTRUKTIONSSKIZZE – Volumen & Proportion

Ziel: Die gewählte Silhouette in räumliche Grundkörper übersetzen.

Material: HB/2B, optional hellblauer Stift für Hilfslinien, Lineal für Centerlines/Boden. Zeit: 45–60 Min.

Übungen

  • 3-Kugeln-Methode (Kernvolumen): Linie der Aktion (LoA). Kernkörper (z. B. Kopf/Brust/Becken) als Kugeln/Ellipsoide; Gliedmaßen als Zylinder/Keile; Schwanz/Griff/Anbauten als konischer Zylinder. Bewertung: Lesbare Grundkörper, stimmige Größenverhältnisse. Beispiel: Bei Godzilla große Brust-/Beckenmassen, kurzer Arm, langer konischer Schwanz.
  • Achsen & Balance: Bodenellipse und Stand-/Spielbein (oder Hauptauflagenpunkte bei Objekten); Schwerelinie vom Schwerpunkt zur Bodenellipse; Kontrapost: Schulter-/Beckenachsen leicht gegensinnig. Bewertung: Stabiler Stand, klare Overlaps, korrekter Bodenkontakt.
  • Proportions-Overlay: Transparentlage über Konstruktion; Maßbezüge in Einheiten (z. B. Kopf-Höhen, Modul-Breiten); Fixpunkte markieren (Augenlinie, Gelenke, Kanten, Ecken). Bewertung: Reproduzierbare Maßlogik, eindeutige Fixpunkte. Beispiel: „Höhe ≈ 5 Kopf-Höhen, Schwanz ≈ 1× Rumpflänge“.

Konstruktionsskizze mit Achsen und Bodenellipse
Kernvolumen + Achsen + Balance.

Kapitel 3 · REINZEICHNUNG – Linienführung & Klarheit

Ziel: Druckfähige Lineart mit sinnvoller Gewichtung und sauberem Cleanup.

Material: Fineliner 0.1/0.3/0.5 oder digitales 3-Stufen-Brush-Set. Zeit: 45–60 Min.

Übungen

  • Liniengewicht: Außenkontur dick, Haupt-Overlaps mittel, Innenlinien dünn; Unterkanten/Overlap leicht andicken, Lichtkanten ausdünnen. Test: auf 30 % skalieren – alles noch klar?
  • Overlaps & Cleanup: 10 kritische Überlappungen markieren (nach Motiv); Tangenten beseitigen; alle Formen schließen. Bewertung: Staffelung eindeutig, keine offenen Pfade.
  • Kontur vs. Innenlinie: Formlinien über große Volumen, Falten rhythmisch, Innenlinien sparsam. Bewertung: Materialität erkennbar ohne Tonwerte, ruhige Flächen.

Saubere Lineart, klare Konturen
Finale Lineart (druckfähig).

Kapitel 4 · LICHT & TONWERTE – Lesbarkeit in Graustufen

Ziel: Mit 3–5 Werten Volumen, Fokus und Stand im Raum herstellen (einheitliche Lichtquelle 45° oben-links).

Material: Graumarker-Set; 5-Stufen-Palette. Zeit: 45–60 Min.

Übungen

  • 3-Wert-Pass: Hell/Mittel/Dunkel großflächig anlegen; Bodenellipse als Schlagschatten. Bewertung: Maximale Lesbarkeit mit 3 Werten.
  • Kanten & Übergänge: Edge-Control: weich für Formschatten, hart für Platten-/Knickkanten; Mikro-Kontraste reduzieren.
  • Schattenwurf & Kontaktzonen: Kontaktpunkte definieren, Schlagschatten Richtung vom Licht weg, AO in Nischen verstärken. Bewertung: Stabiler Stand, plausibler Schatten.

Graustufen-Variante A mit Schlagschatten
3-Wert-Pass + Schlagschatten.
Graustufen-Variante B mit weichen und harten Kanten
Edge-Control: harte/ weiche Kanten.

Kapitel 5 · TEXTUREN & DETAILS – Material & Fokus

Ziel: Das Motiv erhält Oberflächencharakter, ohne die Wertehierarchie zu zerstören.

Material: Fineliner 0.1–0.3, HB/2B, zusätzlicher Texture-Layer (digital). Zeit: 45–60 Min.

Übungen

  • Texture-Tiles: 3 Kacheln (30×30 mm) entwickeln: Körnung, Schuppen/Paneele, Faltenringe; auf Mini-Zylindern testen; passende Kachel(en) übertragen. Bewertung: Wiederholbar, verformt sich logisch, stört große Lichtflächen nicht. Beispiel: Godzilla: Kopf = feine Körnung; Bauch = Faltenringe; Rücken = Plattenstruktur.
  • Rhythmus statt Rauschen: Dichte-Karte 1–5 erstellen (Fokuszone vs. Ruheflächen); Details in Clustern setzen. Bewertung: Blickführung klar, keine Gleichverteilung.
  • Kantenakzente (Platten/Falten/Krallen o. ä.): Materialtypische Kanten definieren (hart/weich), Micro-AO an Kontaktstellen, wenige Edge-Highlights. Bewertung: Prägnante, aber sparsame Akzente; glaubwürdige Materialität.

Drei Texture-Tiles: Falten, Schuppen, Körnung
Texture-Tiles (Falten/Schuppen/Körnung).
Vier Detailfelder: Platten, Kopfhaut, Bauchfalten, Zehen
Close-ups: Platten, Kopfhaut, Bauch, Zehen.
Finale Figur mit angewandter Textur (Linien)
Finale Anwendung – Linien-Textur (Fokuszonen dichter).

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